gerlinde anekkar
Work in progress
RHYTHMUS und ORNAMENT
Die MAGIE des SCHÖNEN, WAHREN, GUTEN?
Schon das formale Gefüge ornamentaler Kunst strahlt mittels ästhetischer Gestaltungskraft Stärke und Macht aus. Wiederholungen in taktmäßigen Rhythmen absorbieren Geist und Psyche und verstärken die suggestive Potenz von Stilisierung und Verflechtung der häufig schwer durchschaubaren Motive. Lebendiges erscheint meist stilisiert, als "Füllung" – gebannt in einzelnen Einheiten, lesbar, definierbar, in sich identisch, objekthaft. Regelmäßige Wiederkehr erzeugt gemeinsam mit Farbharmonien die Illusion naturgesetzlich gewachsener, harmonischer Ordnungsstrukturen mit "Ewigkeitscharakter".
Ornamentik kann ebenso wie Stil als Ausdrucksmittel einer Epoche Zeugnis ablegen für gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen. Eigenschaften von Ornamentierung wie Symmetrie, Reihung, Wiederholung, Stilisierung können sowohl auf Gewohnheiten und Verhaltensformen des Einzelnen als auch auf gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungsprozesse übertragen werden .
Meine Arbeit stellt ein konventionelles Ornament dar. Durch Teilung des Malgrundes in einzelne Elemente, - von denen jedes auch für sich selbst stehen könnte - räume ich mir selbst und den BetrachterInnen die Möglichkeit ein, das in Arbeit befindliche Flächenornament zu verändern und oder zu erweitern. Die in Rhythmus/ Ornament enthaltene Dimension von Zeit und Raum wird so begreiflich als durch menschliche Aktivität gestaltet und gestaltbar. Regelmäßig taktmäßige Rhythmen lösen sich auf zugunsten neuer Spannungsfelder, es können neue Harmonien und oder Disharmonien und Dissonanzen bis zur Auflösung von jeder Art von geordnetem Zusammenhang hergestellt werden, die sich irgendwie und irgendwann wieder in neue veränderte Harmonien verwandeln lassen. Der konservative, statische Charakter ornamentaler Strukturen kann so aufgebrochen und als durch menschliches Handeln veränderbar erlebt werden.
Äußerlich gesetzter Sinn und Wert, scheinbar magisch geronnene Naturgesetzlichkeit von Wirklichkeit wird über eigene Aktivität als - letztendlich kollektives- Menschenwerk be-greif-bar und er-lebt.
Vita
1945 geboren in Bad Wildungen